POESIEGESPRÄCH: ANNEKE BRASSINGA & ERIK LINDNER

Alles, was Liebe ist, gehört aufgehoben

19.7.2024, 17:30

Atelierraum | 7/5 Tickets

„Schreiben, und gewiss das Schreiben eines Gedichts, ist dasselbe wie Übersetzen, nur in umgekehrter Reihenfolge: ein behutsames Tasten nach dem klopfenden Herzen des eigenen Textes“, schreibt Anneke Brassinga (geboren 1948 in Schaarsbergen), „Sprachmagierin“ (Rob Schouten) der niederländischen Poesie. Zum Schreiben kam Brassinga durch das Übersetzen – unter anderem von Beckett, Diderot, Nabokov und Plath – und einem daraus resultierenden „Überschuss an verbaler Energie“, der 1987 im Lyrikdebüt „Aurora“ (De Bezige Bij) mündete. Seitdem erschienen zahlreiche Gedichtbände, Prosa und Essays und 2016, unter dem Titel „Fata Morgana, dürste nach uns!“, bei Matthes & Seitz ausgewählte Gedichte in deutscher Übersetzung von Ira Wilhelm und Oswald Egger. Brassingas Gedichte zeichnen sich durch einen feinfühligen Umgang mit der lebendigen „unsichtbaren Substanz“ des Gedichts aus, durch Neologismen, in Vergessenheit geratene Wörter, skurrile Komposita.

 

„Egal wo / du stehst still / stehst vor dem Fenster / am fast fertigen Platz / als käm das Bild daher / dass du vorüberkamst“, heißt es bei Erik Lindner (geboren 1968 in Den Haag), ebenfalls ein herausragender Vertreter der niederländischen Poesie. Er debütierte 1996 mit „Tramontane“, gefolgt von zwei Romanen und zahlreichen Lyrikbänden, zuletzt „Zog“ (Van Oorschot 2018) und „Hout“ (Van Oorschot 2024), sowie 2013 den ausgewählten Gedichten in deutscher Übersetzung von Rosemarie Still unter dem Titel „Nach Akedia“ (Matthes & Seitz). Lindners Gedichte bestehen oftmals aus seriellen Momentaufnahmen, aus scheinbar unverbundenen Beobachtungen gleichermaßen wahrscheinlicher und unwahrscheinlicher Bilder. Durch die Wahrnehmung der Dinge und ihre Benennung durch Worte entsteht eine mögliche Kohärenz, die Lindner gleichzeitig zur Disposition stellt, so „als setze er jeweils ein Wort in Anführungszeichen“ (Ulf Stolterfoht).

 

Anneke Brassinga und Erik Lindner im Gespräch mit Anna Eble.

Die Veranstaltung wird niederländisch-deutsch gedolmetscht. Mit freundlicher Unterstützung von ECHOO Konferenzdolmetschen.

Projektleitung: Nadine Tenbieg

Nederlands Letterenfonds. Das poesiefestival berlin ist ein Projekt des Haus für Poesie in Kooperation mit dem silent green Kulturquartier und der Akademie der Künste und wird gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds.