Chingonyi, Kayo

Kayo Chingonyi (c) Adrian Pope

Kayo Chingonyi, geboren 1987 in Sambia, zog im Alter von sechs Jahren nach Großbritannien. Er ist Stipendiat des Complete Works Programme for Diversity and Quality in British Poetry und der Civitella Ranieri Foundation. Sein Lyrikdebüt „Kumukanda“ (Chatto & Windus 2017) wurde mit dem Dylan Thomas Prize und dem Somerset Maugham Award ausgezeichnet. Zuletzt erschien „A Blood Condition“ (Chatto & Windus 2021), nominiert für den Forward Prize for Best Collection, den T.S. Eliot Prize und den Costa Poetry Award. Im Jahr 2022 wurde Kayo Chingonyi zum Fellow der Royal Society of Literature gewählt. Er lebt in West Yorkshire und ist Dozent für Kreatives Schreiben an der Universität Durham.

Festival-Beiträge

WELTKLANG

Nacht der Poesie

Betonhalle | 15/10 € inkl. Anthologie Tickets

Zum 25. Mal feiern wir in diesem Sommer eine Nacht der Poesie in Berlin. Über die erste Ausgabe, die im Jahr 2000 am Potsdamer Platz stattfand, wird in den Annalen der Hauptstadtpresse kolportiert, sie sei in einen Einbruch sommerlicher Schafskälte gefallen, es sei viel zu dunkel geworden, um in der Anthologie mitzulesen, und dennoch habe ein begeistertes Publikum bis zwei Uhr morgens durchgehalten.

Anders als in dieser mythischen Gründungsnacht zur Jahrtausendwende gibt es bei Weltklang inzwischen nicht nur warme Räume und Leselampen. Seit dem Jahr 2023 erscheinen deutsche und englische Übersetzungen aller gelesenen Gedichte in einer traditionell exklusiv zur Veranstaltung gedruckten Anthologie.

Die an diesem Abend auftretenden acht Dichter:innen aus unterschiedlichen Teilen der Welt lesen und performen in den jeweiligen Originalsprachen und zeigen, welche Intensitäten Poesie nicht nur in der stillen Lektüre, sondern im gesprochenen Wort, in der Konzentration einer dichterischen Stimme erzeugen kann.

Brassinga, AnnekeChingonyi, KayoCAConradEkhtesari, FatemehHwang, YuwonKandé, SylvieKijanowska, MariannaVlada, Miruna

POESIEGSPRÄCH: KAYO CHINGONYI & FRAN LOCK

repair was a form of resistance

Atelierraum | 7/5 € Tickets 

In diesem Gespräch begegnen sich zwei der gegenwärtig gefeiertsten und eigensinnigsten Dichter:nnen der britischen Poesieszene:

Fran Lock (geboren 1982) schreibt im emphatischen Sinne politische Gedichte, die unmittelbar am Körper ansetzen und sich wie komprimierte Essays lesen, in denen sich Gedanken überschlagen. Eines davon ist eine spätkapitalistische Suada, die dem früh verstorbenen Dichter Sean Bonney als Trost zugeeignet ist; in ihr wird der Hoffnung Ausdruck gegeben, dass irgendwo eine Sprache existiere „für Bedingungen und die gedankenlose Endlichkeit der Angst“. In einem anderen Text erwägt Lock die Möglichkeit einer „Reparatur“ als Praxis des Widerstands, gleichzeitig stellt sie existenzielle Fragen an den Vorgang des Schreibens selbst: „wenn das schreiben mich weder weiter von meinem schmerz entfernt noch näher an meinen tod bringt, wo und wann ist dieses schreiben dann aber innerhalb des schmerzes, innerhalb des todes?“

Kayo Chingonyis (geboren 1987 in Mufulira, Sambia) frühe Gedichte erzählen vom Heranwachsen in einer Satellitenstadt nördlich von London, einer Initiation in Abwesenheit der „ursprünglichen Kultur“ (so der Autor in einer Vorbemerkung). Es geht um den Einfluss von Musik („Die Lieder, die wir hören wollten, / existierten auf Kassetten von Piratenradiosendungen / oder dem ersten Knistern von Vinyl“, die Farbe von James Browns Schrei und die Anfänge als „Garage Emcee“, bis das Auftauchen von Eminem alle Pläne ruinierte. Die neueren Gedichte führen von Sambia über Leeds nach London, sie entwerfen eine Genealogie der eigenen Familie, die bis zur schwangeren Urgroßmutter zurückreicht. Gleichzeitig wird in einem kurzen, sehr intimen Sonettzyklus von der Geschichte der Entstehung und Ausbreitung des Aids-Virus berichtet, dem die Eltern des Dichters zum Opfer fielen.

Lock, FranChingonyi, Kayo