14.6.25
17:00
Writing Sports Day
Poesiegespräch mit Gustav Parker Hibbett & Zotán Lesi
Gustav Parker Hibbetts (geboren in New Mexico) Lyrikdebüt High Jump as Icarus Story (Banshee Press 2024) sorgte für großes Aufsehen in der internationalen Lyrikszene und wurde unter anderem für den T. S. Eliot Prize sowie den John Pollard International Poetry Prize nominiert. Das Buch ist gleichermaßen mythengesättigt wie sinnlich, mit zahlreichen Verweisen auf Hoch- und Populärkultur – vom Minotauros zu Caliban, von Fleabag zu Stevie Wonder. In einem Gedicht wird Othello als Singer-Songwriter neu imaginiert. Zentrales Thema ist jedoch der Hochsprung – eine Sportart, die Hibbett selbst ausübte und der im Buch die Geschichte von Ikarus als mythische Folie unterlegt ist. Der Dichter Dylan Brennan schrieb, Hibbett erforsche die Freude und Erlösung sportlicher Anstrengungen ebenso wie die Ängste, die damit einhergehen, im 21. Jahrhundert in einem „queeren schwarzen Körper“ zu leben. Es gibt Gedichte über den Hochsprung als religiöse Berufung und als Form der Prophezeiung. In einem dreiteiligen Text entwirft Hibbett ein Selbstporträt, in dem they sich nacheinander in berühmten Hochspringern (Ivan Ukhov, Stefan Holm und Javier Sotomayor) spiegelt. Ein anderes Mal wird minutiös die Entwicklung des sogenannten Fosbury-Flops nachgezeichnet – einer Sprungtechnik, bei der die Latte rückwärts überquert wird („blooming / skyward, like a diver in the early stages / of a backflip“). Hibbett selbst sieht eine enge Verbindung zwischen Schreiben und Hochsprung: Beide seien auf die Feinheiten der Form bedacht, befassten sich aber zugleich mit einem unvermeidlichen Scheitern. „Es geht nie darum, dauerhaft zu fliegen – du versuchst einfach nur, die Grenzen dessen zu verschieben, was die Schwerkraft dir auferlegt. Ein Gedicht fühlt sich genauso an.“ Oder, wie es in dem Text heißt, der dem Band seinen Titel gab: „every step / in service of my flight was / blessed.“
Zoltán Lesi (geboren 1982 in Gyula/Ungarn) betrachtet den Sport aus einer historischen Perspektive, taucht tief in die Archive ein und arbeitet mit dokumentarischem Material wie historischen Fotografien und Zeitungsausschnitten. Die Sprache in seinen Gedichten ist sachlich-konstatierend, bewusst arm an Metaphern und Vergleichen. In seinem Band In Frauenkleidung (Edition Mosaik.2019) setzt er sich mit dem Leben von Sportler:innen der 1930er-Jahre auseinander, insbesondere mit dem Schicksal der jüdischen Hochspringerin Gretel Bergmann, der 1936 von den Nationalsozialisten die Teilnahme an den Olympischen Spielen untersagt wurde. An ihrer Stelle trat Dora Ratjen an, deren "formal juristisches" Geschlecht drei Jahre später auf "männlich" geändert wurde. "Nach Meinung der Ärzte waren die primären / Geschlechtsmerkmale nicht / eindeutig. Dennoch wurde Dora als Mann / klassifiziert und verhaftet." Zoltán Lesi erzählt die tief ineinander verwobene Geschichte der beiden Hochspringer:innen aus unterschiedlichen Perspektiven. Derzeit arbeitet Zoltán Lesi an einem Gedichtband mit dem Titel Anyland. Darin geht es um Boxerinnen der 1920er- und 1930er-Jahre. Inspirieren ließ er sich von Archivalien aus dem Sportmuseum in Berlin.
Kombi-Ticket für den Nachmittag: Kombi-Ticket
Die Veranstaltung findet auf Englisch und im Clubraum der Berliner Akademie der Künste statt.
Gefördert durch: Sportmuseum Berlin.
- Gustav Parker Hibbett • Zoltán Lesi
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Ort:
Akademie der Künste
Hanseatenweg 10, 10557 Berlin
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Eintritt:
7/5 €
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